Einkaufen und Verantwortung

Einkaufen gehört zur täglichen Routine. Einen Tee an der Bar, das Mittagessen in der Kantine oder noch schnell ein Brot auf dem Weg nach Hause. Dann daheim online noch eine Handyhalterung für das Auto bestellen.
So vergeht kaum ein Tag, wo ich nichts einkaufe.

Worüber soll ich mir dabei Gedanken machen? Viele mögen sich sagen: „Ich kaufe, worauf ich gerade Lust habe und was es gerade im Angebot hat. Hauptsache billig.“ Ist das aber wirklich der Weisheit letzter Schluss?


Mein verändertes Kaufverhalten
Die Gründe, wieso sich mein Kaufverhalten in den letzten Jahren verändert hat, möchte ich in der Folge erläutern.

Irgendwie war es mir noch nie egal, woher die Produkte kamen und wie sie hergestellt wurden. Nur hatte das nicht immer einen Einfluss auf meinen Einkauf. Meist war ich dann doch zu bequem ein passenderes Geschäft aufzusuchen oder einen Kauf zu verschieben, bis ich das eine oder andere abgeklärt hätte. Schliesslich wollte ich das Gewünschte so rasch wie möglich in den Händen halten. Da mussten schon mal ein paar Prinzipien über die Klinge springen. Aber beim nächsten Mal dann vielleicht. Ein Beispiel gefällig? Die Früchte und das Gemüse im Supermarkt waren nie überzeugend, weder von der Qualität her noch von der Herkunft. Aber der lag gleich um die Ecke. Und ein Bio-Markt wäre 10 Minuten weiter weg gewesen. Dann doch halt das Einfache um die Ecke.

Je mehr ich realisiere, dass ich mit allen anderen Lebewesen in einem System verbunden und nicht getrennt bin, desto wichtiger wird es mir diesen Lebewesen (Menschen, Tiere, Pflanzen), der Erde, der Luft und dem Wasser nicht unnötig Schaden oder Leid zuzufügen. Man könnte es Mitgefühl nennen. Bei meinen Einkäufen strebe ich nicht das Extreme an – zum Leben muss ich ja essen und trinken. Meine Entscheide und Handlungen beruhen auf dem, was ich heute erkenne und welche Informationen ich zur Verfügung habe.
Es kann durchaus sein, dass ich von einer Situation nichts weiss und ich es deshalb auch nicht in einen Entscheid für oder gegen einen Kauf mit einbeziehen kann. Wenn ich aber von etwas Kenntnis habe, will ich das beim Einkaufen berücksichtigen. Eine Folge kann zum Beispiel sein, dass ich auf einen Kauf verzichte.


Neuen Informationen verändern Kaufverhalten
Ein Beispiel zum Thema „Made in China“. Vor rund zwei Jahren erfuhr ich von Untersuchungen, welche gezeigt haben, dass in China systematisch Menschen inhaftiert werden um ihnen dann auf Bestellung Organe zu entnehmen. Dabei werden diese Menschen umgebracht. Betroffen sind vor allem Falun Gong Anhänger (Buddhistische Meditationspraxis) aber auch Uiguren, Tibeter und Christen. Dieser finanziell lukrative, staatlich organisierte Genozid findet seit fast zwanzig Jahren statt und hat unzählige Menschen das Leben gekostet. Man geht davon aus, dass ca. 100’000 Transplantationen pro Jahr durchgeführt werden. Das in einem Land, wo es keine Organ-Spende-Kultur gibt. Weitere Informationen finden Sie hier: www.chinaorganharvest.org (in englischer Sprache).
Wenn ich dazu noch weiss, dass in China alles von der kommunistischen Partei kontrolliert und überwacht wird, achte ich nun darauf möglichst kein Geld mehr nach China fliessen zu lassen. Denn es unterstützt direkt oder indirekt dieses mörderische System und hält es am Leben. Dies umzusetzen ist nicht immer möglich. Aber oft gibt es Alternativen.
Bevor ich von dieser Situation Kenntnis hatte, machte ich mir zu diesem Thema überhaupt keine Gedanken. Das Beispiel zeigt, wie mein Verhalten durch neue Fakten verändert wurde. Dazu ist aber notwendig, dass ich mich für Informationsquellen öffne, welche der Wahrheit verpflichtet sind. Das sind die Mainstream Medien leider meistens nicht.  Aus wirtschaftlichen und politischen Gründen wird in unserer „freien“ Welt in den Hauptmedien nicht über solche Dinge berichtet.
Es ist mir deshalb wichtig, dass andere Menschen von diesem staatlich organisierten Genozid erfahren und sich für das Gute und gegen das Böse entscheiden können.


Einkaufs-Checkliste
Wie hinterfrage ich nun konkret mein Einkaufsverhalten?
Diese Checkliste hilft mir beim Einkaufen:
– Brauche ich etwas wirklich? Oder befriedigt es bloss das Verlangen nach mehr-haben-wollen?
– Was ich kaufe, hat jemand hergestellt (wo? zu welchen Bedingungen?)
– Anbau, Herstellung und Transport der Produkte haben zum Teil einen erheblichen Einfluss auf die Natur – also unsere Lebensgrundlage. Wie sieht es bei meinem Wunschprodukt aus?
– Was ich nicht kaufe wird nicht wieder hergestellt, um die Lücke im Regal zu füllen. Z.B. Erdbeeren im Winter.
– mit der altbekannten Aussage: „als kleiner Konsument habe ich doch keinen Einfluss“ belüge ich mich selber. Das Gegenteil ist wahr. Was ich als Konsument kaufe bestimmt künftige Produktionen und die ganze Kette, bis das Produkt bei mir angelangt ist. Nichts wird langfristig hergestellt, wenn es niemand kauft. Im extremen Fall (siehe oben) wird sogar ein Mensch auf Bestellung getötet, damit ich ein neues Organ erhalte.
– Ist mein Kauf eher ein Schritt zu mehr Natur und Natürlichkeit oder eher ein Schritt davon weg?


Alles hängt zusammen
Idealerweise wurde ein Produkt ohne Mitwelt und Lebewesen unnötig zu schädigen hergestellt und das in der näheren Umgebung, wo ich wohne. Die Nähe der Produktion ist für die Transportwege von Bedeutung. Die verstopften Strassen heute haben einen direkten Zusammenhang mit unserem Einkaufsverhalten. Wenn etwas in der Nähe hergestellt wird, kenne ich vielleicht sogar die Produzenten und weiss wie sie arbeiten. Zudem wird dadurch sichergestellt, dass das Knowhow wie man etwas herstellt,  verarbeitet oder lagert in meiner Gegend erhalten bleibt. Wenn ich für Nähe plädiere, ist mir klar, dass in unserer technisierten Welt nicht alle Produkte in meiner Umgebung hergestellt werden können. Andererseits gibt es auch hier Alternativen zur Norm, dass vieles um den halben Erdball befördert werden muss, bevor es beim Konsumenten angelangt ist.
Eine Gesellschaft, welche nur noch weiss, wie man einen Computer bedient ist langfristig nicht überlebensfähig. Wer weiss noch wie man Gemüse und Obst kultiviert, damit wir uns ernähren können? Und wo ist der Boden dazu geblieben? Oder wo sind die erfahrenen Handwerker, welche zum Beispiel Häuser bauen oder Kleider herstellen können? Viele Menschen im Westen glauben, dass das minderwertige Arbeiten seien und man das am besten auslagert oder von Billigarbeitern erledigen lässt. Die Folgen sind fatal: Entfernung und Entfremdung von der Natur mit ihren Zyklen, Verlust von Knowhow und von überlebensnotwendigen Fähigkeiten, Abhängigkeit von in der Ferne hergestellten, oft vergifteten Produkten und Lebensmitteln sowie Verlust von altbewährten Traditionen und Werten.

Diese Tatsachen sollen uns ermuntern, aufzuwachen und die Richtung zu ändern, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und die Augen zu verschliessen.


Zusammenfassung
Da ich für mein Tun verantwortlich bin, gilt das auch für meine Kaufentscheide. Es spielt eine Rolle, was ich kaufe, wo und zu welchen Bedingungen es hergestellt wurde und wie weit und wie es zu mir transportiert wurde. Ich erkenne, dass ich eine freie Wahl habe und dafür bin ich dankbar.
Ziel ist nicht, alles von heute auf morgen auf den Kopf zu stellen. Aber, dass ich mich öffne für eine Veränderung in meinem Verhalten und Informationen zulasse, welche mich dabei unterstützen. Mehr Mitgefühl mit anderen Lebewesen und unseren Lebensgrundlagen erlauben, fördert diesen Prozess.

In kommenden Blog-Beiträgen berichte ich über meine Erfahrungen beim Finden von cleveren, praktischen, langlebigen, ökologischen und somit nachhaltigen Produkten.

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