Im Engadin: hoch über Scuol
Wer einmal da war, wird wohl immer wieder von diesem weiten, Licht durchfluteten Tal im Süden des Kantons Graubünden angezogen. Tief unten im Tal schlängelt sich der Inn talabwärts Richtung Donau und dem Schwarzen Meer. In dieser Region hat es mir vor allem die Gegend um Scuol angetan.
Vom Unterland gelangen wir mit der Bahn nach Landquart, wo wir auf die Rhätische Bahn umsteigen. Diese bringt uns zuerst nach Klosters.
Danach geht’s durch den Vereinatunnel nach Saglians ins Engadin. Ab hier ertönen die Bahnansagen auch in Rätoromanisch – unserer vierten, wohlklingenden Landessprache. Bald erreichen wir den Endbahnhof Scuol. Die Bahnfahrt alleine ist schon ein Erlebnis. Nach jedem Tunnel und jeder Biegung zeigt sich die Landschaft in einer neuen Komposition und bringt jeden in eine freudige Stimmung.
Ein Streifzug durch den oberen Teil von Scuol zeigt die Veränderungen auf, welche der Tourismus im grossen Stil mit sich bringt. Aber wie überall ist die Ruhe und Ursprünglichkeit nur ein paar hundert Meter entfernt. Im unteren Dorfteil bestaunen wir die alten, mit Bemalungen verzierten Engadiner-Häuser mit ihren gegen Süden hin grösser werdenden, trichterartigen Fensterfluchten.
Wenn Sie in Scuol übernachten, empfehle ich das Hotel Arnica. Dank dem ruhig gelegenen, originell oval gebauten 3-Sterne-Haus und der unvergleichlichen Gastfreundschaft der Besitzer fühlen Sie sich sofort wohl. Gutes Essen und professionellen Service finden Sie im Restaurant Traube. Für Wellness-Liebhaber empfehle ich das Thermalbad «Boign Engadina» mitten im Dorf.
Die frisch verschneite Landschaft und der herrliche Sonnenschein ziehen uns heute in die Berge. Der Höhenwanderweg zwischen Motta Naluns und Prui gibt den Blick frei auf ein eindrückliches Panorama. Auf die Motta Naluns gelangen wir mit der Gondelbahn, welche ihre Talstation unmittelbar neben dem Bahnhof Scuol hat.
Sowohl auf der Motta Naluns wie auch in Prui gibt es Einkehrmöglichkeiten. Rechnen Sie zwischen 30 und 40 Minuten für einen Weg – je nach Richtung. Von der Motta Naluns geht es zuerst ein kleines Stück sanft hinauf bevor es dann bis Prui immerzu abwärts verläuft.
Hier oben fällt es Ihnen leicht die Natur zu spüren. Geniessen Sie die Stille. Lauschen Sie dem Knirschen des Schnees unter Ihren Schuhen. Im Schnee hat es überall Spuren von Tieren. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, welche Spur wohl zu welchem Tier gehört. Wenn Sie ab und zu stehen bleiben, werden Sie überwältigt sein von dieser Aussicht und den beeindruckenden Gipfeln rund um Sie herum. Wie Sie sehen braucht es nicht viel, um die Kraft der Natur zu erleben; wie die Ruhe der Natur Sie auch innerlich ruhiger werden lässt, wenn Sie sich dem Moment hingeben.
Dieser kleine Ausflug in die Natur zeigt auf, dass wir nicht weit reisen müssen. Die Natur ist immer da. Sogar in der Stadt ist sie immer noch vorhanden. Schenken wir der Natur unsere Aufmerksamkeit, werden wir reich belohnt.