Dem natürlichen Lauf folgen

Das Leben ist wie die Wellen im Meer. Mal ruhig, mal wild und im stetigen Wandel. Wir können die Wellen nicht festhalten, aber trotzdem versuchen wir es ständig. Wir möchten, dass die Dinge so bleiben, wie sie uns gerade gefallen. Aber das geht nicht. Wenn wir die Natur beobachten, lernen wir, dass alles einer perfekten Ordnung folgt. Nur sind wir es selbst, die aufgrund unserer Anhaftungen und Anschauungen diese nicht immer erkennen können. Unser Blick wird wie durch eine schmutzige Brille getrübt.

Ich denke, dass wir im Allgemeinen zu viel Zeit damit verbringen uns um das Gestern und Morgen zu kümmern. Wir verbringen viel Zeit mit Computer, Fernseher und anderen Medien und halten uns damit beschäftigt, abgelenkt vom gegenwärtigen Augenblick in dem das Leben wirklich stattfindet. Oftmals sind wir nur damit beschäftigt unsere Sinne zu befriedigen und streben im Aussen nach Glück. Es scheint als hätten wir vergessen was Ruhe, Zufriedenheit und Glückseligkeit wirklich bedeuten und woher diese kommen. In Wahrheit befindet sich bereits alles was es dafür braucht in uns selbst. Wir müssen nur den Mut haben und den Willen aufbringen damit zu beginnen, unseren Blick nach innen zu richten und zu horchen.

Unser Zustand

Unser Zustand und unsere Lebensumstände sind in der Regel ein Spiegel von uns selbst. Er spiegelt die Summe aller unserer Anschauungen, Gedanken, Wünsche und Ängste, die wir in uns tragen und festhalten. Wir definieren uns häufig über die Dinge die wir tun und besitzen, selten jedoch über das was wir sind und für welche Werte wir einstehen.

Im Grunde genommen haben wir immer eine Wahl. Auch wenn wir uns häufig, und manchmal auch gerne, als Opfer einer Situation betrachten, so liegt die Entscheidung immer bei uns, wie wir damit umgehen. Unsere Gefühle sind ein guter Indikator dafür, wo wir in der aktuellen Situation stehen. Sind wir aufgebracht? Wütend? Traurig? Überheblich? Dann stellt sich die Frage, was man gerade festhält und nicht loslassen kann. Wofür kämpft man? Häufig um das selbst erschaffene „Ich“, welches eine Illusion und Täuschung ist.

Natürlich trifft es dies nicht ganz und es darf auch nicht zu absolut betrachtet werden, denn es gibt Faktoren im Leben, die wir nicht kennen und die wir nicht beeinflussen können. Was wir hingegen beeinflussen können ist, wie wir uns selbst gegenüberstehen, wie wir mit einer Situation umgehen, was wir denken, was wir sagen und was wir tun.

Entwickele die Geisteshaltung des Gleichgewichts. Du wirst immer Lob und Tadel erhalten, aber lasse beides nicht die Ausgeglichenheit des Geistes beeinflussen. Folge der Gelassenheit, der Abwesenheit von Stolz.

Buddha Shakyamuni

Der natürliche Fluss

Das Universum und das Leben befinden sich im stetigen Wandel. Unser Körper ändert und erneuert sich die ganze Zeit, mühelos. Wir müssen nicht daran denken um die Atmung oder den Herzschlag zu kontrollieren. Wir müssen uns nicht darum kümmern, dass morgen die Sonne wieder aufgeht. Wenn wir die Natur beobachten, ist ebenfalls alles in einem stetigen Zustand des Wandels. Es ist ein perfektes Gleichgewicht, eine perfekte göttliche Ordnung. Erst wenn wir Menschen versuchen die Dinge festzuhalten erzeugen wir Schmerz und Leid. Wir sind in jedem Moment mit der Quelle verbunden. Die Lebenskraft fliesst in jedem Augenblick durch uns hindurch. Die Energie ist immer klar und gut, jedoch wird sie durch unsere Anschauungen und Glaubensmuster „gefiltert“ und erhält so ihre Farbe…

Das Leben ist wie die Wellen im Meer. Mal ist es still, mal ist es wild und aufbrausend. Es ist ein stetiges Wechselspiel, der konstanten Veränderung unterworfen. Wir können die Wellen still beobachten mit dem Wissen, dass bald eine weitere Welle kommen wird. Vielleicht ist sie grösser, vielleicht ganz flach. Der Verstand, der gerne analysiert, wird die Wellen jedoch festhalten wollen. Vielleicht vergleicht er die Wellen miteinander oder wünscht sich einer Welle, die er schonmal gesehen hat und die ihm besonders gefallen hat.

Dieses Gleichnis soll darstellen, wie wir uns im Alltag häufig verhalten und wie wir denken. Wir versuchen die Dinge festzuhalten und verpassen dabei den Moment und das Leben selbst. Wir sind beschäftigt damit, Vergleiche anzustellen und Pläne zu schmieden. Wir vergessen dabei oft, was wir uns wirklich im Herzen wünschen und verlieren uns in den oberflächlichen Dingen. Dann schaffen wir es erst recht nicht unsere Träume anzupacken. Natürlich spricht nichts dagegen etwas zu Planen. Um seine Ziele zu erreichen braucht es auch Willen und Disziplin. Jedoch nützt es nichts zu planen, wenn wir nicht wissen wo wir hinwollen.

Das Leben ist wie die Wellen im Meer | Foto von Jan Düblin (https://jd-photo.ch)

Der Weg

Einer der ersten und wichtigsten Schritte ist, sich nicht mit seinen Gedanken zu identifizieren. Sie kommen und gehen wie die Wellen im Meer. Kämpfe jedoch auch nicht mit ihnen. Lasse sie vorbeigehen, beobachte sie nur still. Aus der Position des Beobachters identifizieren wir uns automatisch nicht mehr mit ihnen. Wir machen einen Schritt zurück und beobachten die Situation. Dieser Perspektivenwechsel wird sofort ein anderes Bild ergeben.

Manche interpretieren Stille und Ruhe als langweilig. Dies ist verständlich, da es vielleicht neu ist und man keine Erfahrung, Definition und kein Erlebnis für „Stille“ hat. Aber in der Stille ist alles enthalten. Es ist wie mit einem Gemälde: Zuerst hat der Künstler eine weisse Leinwand vor sich, auf der einst das Kunstwerk entstehen soll. Nicht von ungefähr kommt ja auch das Sprichwort „In der Ruhe liegt die Kraft“.

Stille schafft Klarheit, sie schafft Frieden und birgt für manche Fragen eine Antwort. Wenn wir lernen uns von unseren Vorstellungen zu lösen und zu vertrauen werden sich die Antworten offenbaren. Jemand, der sich auf einem Weg nach Innen befindet, wird automatisch ruhiger und gelassener. Jedoch hat dies nichts mit Kälte, Passivität und Gleichgültigkeit zu tun. Durch das beruhigen des Hintergrundrauschens unserer Gedanken und Gefühle kommt nämlich etwas viel Erhabeneres zum Vorschein; unser wahres Selbst kann sich zeigen. Anstelle von Vorliebe und Neid tritt Barmherzigkeit. Anstelle von Rechthaberei und Kampfgeist tritt Nachsicht. Anstelle von Lügen und Intrigieren tritt Wahrheit.

Einfachheit, Geduld, Mitgefühl.
Diese drei sind Deine größten Schätze.
Einfach in Handlungen und Gedanken, kehre zur Quelle des Seins zurück.
Geduldig sowohl mit Freunden als auch mit Feinden,
Stimmst Du mit den Dingen überein, wie sie sind.
Mitfühlend mit sich selbst,
versöhnst Du alle Wesen in der Welt.

Lao Tzu

Wir haben die Wahl worauf wir uns fokussieren und unsere Energie richten. Manche Dinge mögen wir mehr, manche weniger. Jedoch ist es den Dingen gleich, wie wir über sie denken. Oftmals ist es so, dass wir mit dem Vergleichen und Beurteilen mehr Schaden anrichten, als Nutzen stiften.

Für mehr Klarheit und Achtsamkeit im Leben schlage ich folgende Punkte zur Beachtung vor:

  • Sei präsent mit dem was ist
  • Bewerte nicht, sondern beobachte still
  • Mehre die Momente, in denen du Dankbarkeit & Begeisterung empfindest
  • Nimm dir regelmässig Zeit für die Stille, beurteile sie jedoch nicht, erlaube sie
  • Fühle dich würdig und wertvoll

Was sind Ihre Erfahrungen zu diesem Thema? Lassen Sie es uns im Kommentarbereich wissen und bereichern Sie diesen Beitrag mit Ihren Erfahrungen.

Titelbild: © Jan Düblin – https://jd-photo.ch

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Arda
Arda
28. Dezember 2020 21:54

Sehr schön geschriebener Text der zum in sich gehen anregt Jan!
Ich arbeite auch noch an vielen von dir aufgezählten Punkten bei mir.
„Be Water my friend!“ (and not the waves) 😉

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